Gerold Tietz im Porträt
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Porträtierung von Gerold Tietz:
Porträtierung durch die Presse
»Gerold Tietz ist ein nachdenklicher Mann, der seine Worte sorgfältig wägt – im Gespräch wie in den Texten […] Wie einst der große Satiriker Lichtenberg weiß Tietz nicht immer, wie es anders werden kann. Er weiß nur, daß es anders werden muß, wenn es besser werden soll. Und er will den einzelnen ermutigen, sich trotz aller Mißerfolge um ein eigenes Kultur- und Politikverständnis zu bemühen.«
Alexander Maier, Esslinger Zeitung
Porträtierung durch den Autor selbst
»In den 50er Jahren […] wurde die Welt eingeteilt in Sudetendeutsche und Nicht-Sudetendeutsche. Da gab es nur die guten Deutschen und die bösen Tschechen. […] In meiner Familie wurde nur immer von dem Unrecht gesprochen, das man selbst erlitten hatte. Vom KZ Theresienstadt oder dem Massenmord von Lidice war nie die Rede. Mir reichte dies nie aus. Ich wollte ein differenziertes Bild der deutsch-tschechischen Realität entwerfen.«
Gerold Tietz, Schriftsteller & Autor
Porträtierung durch den ROGEON Verlag
Basierend auf Gesprächen mit sowie Notizen von Gerold Tietz schreibt der ROGEON Verlag:
Je weiter sich der Autor von seinem böhmischen Dorf entfernt, desto näher rückt es ihm dabei zu Leibe
»Gerold Tietz, 1941 in Horka geboren, stammt aus dem Land des Jaroslav Hašek, welches im Lauf der Geschichte periodisch in Vergessenheit zu geraten pflegte und heute gemeinhin unter dem Namen „Böhmische Dörfer“ gehandelt wird. Aus den böhmischen geriet er nach der Vertreibung zunächst in die bayrischen Wälder, wo jedermann so sehr mit Überleben beschäftigt war, dass man schlichtweg vergaß, ihn zu erziehen. Er saß die einklassige katholische Volksschule in St. Wolfgang aus, bevor er alsdann unter die Schwaben fiel, wo er auf dem Tuttlinger Gymnasium als „Polack“ geführt wurde. Nach dem Abitur studierte Tietz Geschichte, Französisch und Politik in Tübingen, Berlin und Paris – wo er nunmehr als „Petit Tchèque“ eine studentische Unterkunft fand, bevor er schließlich auf halber Strecke zwischen Paris und Prag in Esslingen seinen Bestimmungsort als Lehrer und Schriftsteller fand, um hier in neuer Heimat mit Heimattümelei-freien Anti-Heimat-Romanen fern der ursprünglichen Heimat just genau diese verloren geglaubte Heimat und Kultur kraftvoll in den heutigen Kontext zurückzuholen. Literarisch. Historisch. Politisch. Europäisch. Böhmisch.«
ROGEON Verlag
Porträtierung durch Sudetendeutsche Vertreter
»Mit Ironie und Hintersinn lässt er sich auf die Widersprüchlichkeiten der böhmischen Verhältnisse ein und scheut die Darstellung von Konflikten ebensowenig wie die vielen selbstverständlichen Gemeinsamkeiten im Zusammenleben.
Wenn er dabei seine Figuren in Situationen stellt, die sich zwischen Tragik und Komik bewegen, so behandelt er keinesfalls nur ein böhmisches Thema, sondern universelle Grenzerfahrungen des Menschen.«
»[Tietz’ Werk ist] getragen von einem tiefen Misstrauen gegenüber falschen Autoritäten, Ideologien jeglicher Couleur, besonders gegen Nationalismus und Intoleranz. […] Gerold Tietz leistet durch seine Erzählkunst nicht nur eine modellhafte Erinnerungsarbeit von hohem literarischen Rang, er baut durch seine humanistische Grundhaltung auch Brücken zwischen der „alten“ und der „neuen“ Heimat und trägt so zu einem friedlichen Miteinander der Völker, Sprachen und Kulturen in Europa bei.«
Eine ausführlichere Würdigung von Tietz’ Werk durch sudetendeutsche Vertreter finden Sie hier.
Porträtierung durch sein Pressebüro
Zwischen den Stühlen lässt es sich gut schreiben
Seine böhmischen Dörfer lassen den Esslinger Autor Gerold Tietz nicht los
»’Leicht rebellisch‘, sagt Gerold Tietz von sich selbst, sei er schon immer gewesen. Politisch interessiert und engagiert, konnte er es nicht ertragen, dass über die wirklichen Zustände in seinem Geburtsland, dem heutigen Tschechien, ’so viel gelogen, vertuscht und verschwiegen wurde‘. Als Sudentendeutscher wurde der 1941 in Horka geborene Autor mit seiner Familie aus Böhmen vertrieben, kam nach Jahren in Bayern schließlich nach Wurmlingen. Nach dem Abitur in Tuttlingen studierte Gerold Tietz Geschichte, Politik und Französisch, bevor der promovierte Historiker 1969 nach Esslingen zog, wo er bis zu seinem Tod mit seiner Frau, der Schriftstellerin Anne Birk, lebte. Mehr als 30 Jahre unterrichtete er am Gymnasium in Wendlingen.
In all dieser Zeit ließen ihn seine ‚böhmischen Dörfer‘ nicht los: ‚Je weiter ich mich von ihnen entfernte, umso mehr rückten sie mir zu Leibe.‘ Das Schreiben darüber war unvermeidlich. ‚Die Geschichte der Vertreibung wurde zurechtgebogen, jede Seite beanspruchte die Wahrheit für sich.‘ Das schiefe Bild zurecht zu rücken, war ihm Antrieb. ‚Ich will das Thema Heimat und Vertreibung nicht einigen Rechten oder Rechtsradikalen überlassen‘, sagt Gerold Tietz.
[…] Weil er über einen Raum schreibt, den er selbst nicht bewusst erlebt hat, sammelt Gerold Tietz akribisch Fakten, Daten, Erlebnisse. Berichte von Zeitzeugen, Briefe oder Zeitungsnotizen, aber auch Autobiografisches werden so zu einem dichten Bild einer zerstörten Kultur verwoben. Nicht das Eindeutige, Glatte, die Widersprüche interessieren Gerold Tietz: ‚Ich will das schreiben, was in den Geschichtsbüchern nicht steht‘, sagt der Autor. Es gelte, die Vertreibung in einen Gesamtzusammenhang zu stellen. Das friedliche Miteinander von Deutschen, Tschechen und Juden steht im Zentrum seiner Werke: ‚Die ganze böhmische Kultur wäre ohne diese Verflechtung nicht zu verstehen.‘ Und so dient ihm das Schreiben auch als Annäherung an eine verlorene Heimat, ist ein Herantasten an abgeschnittene Wurzeln – ohne Pathos oder Heimattümelei, dafür mit einem guten Schuss Ironie und Satire und dem kritischen Auge des Historikers.
Und doch hat Gerold Tietz immer die Menschen im Blick. Er zeigt, wie die Politik ins Privatleben von Menschen einbricht, ihr Zusammenleben wie auch sie selbst verändert und menschliche Beziehungen zerstört. Private Verwicklungen mischen sich mit politischen Verstrickungen.
Politisch hat sich Gerold Tietz schon früh engagiert, als Schüler und Student, später in Gewerkschaft, Kreisjugendring, als SPD-Gemeinderat und in Ausländervereinen. ‚Ich bin auch einer, der nicht richtig dazugehört‘, sagt er, um gleich hinzuzufügen: ‚Zwischen den Stühlen fühle ich mich wohl. Das ist für einen Schreibenden der angemessene Platz.'“«
Pressebüro Rapp-Hirrlinger, 22.9.2005
Im Interview mit Ulrike Rapp-Hirrlinger schildert Gerold Tietz, warum ihm der differenzierte Blick auf die Geschichte Böhmens im 20. Jahrhundert so wichtig ist, und wie sich dies in seinen Werken niederschlägt.
Porträtierung durch ehemalige Schüler
»Herr Tietz hat mich und meine Mitschüler gelehrt, geschichtliche Quellen unterschiedlichster Art zu lesen und miteinander zu vergleichen. Und je mehr Vergleiche wir machten, desto genauer konnten wir am Ende sagen, was in einem bestimmten Jahr, an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit wirklich geschah. Wir konnten sehen, wie mit wenigen Worten der eine und der andere Chronist versuchte, seine Meinung oder Botschaft in den Texten zu verstecken; verstecken, um zu manipulieren. Ich bin Gerold Tietz unendlich dankbar für seine Ausbildung, welche mich in den letzten 40 Jahren gestärkt und geklärt hat. Und insbesondere natürlich in heutiger Zeit, wo – oftmals nur scheinbare – Medienvielfalt unser Denken bestimmt und bisweilen absichtlich manipuliert. Ihm sei Dank, dass ich in der Lage bin, jede Meinung immer zu hinterfragen und Manipulationen zu erkennen und zu spüren. Auch meine eigene.«
Heiko Hellwig, ehemals RBG Wendlingen
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Porträtierung von Gerold Tietz: